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Österreichische Textilzeitung: Digitalisierung - Erfolgsrezept Datenanalyse

Fundiert agieren statt immer nur reagieren – in diese Position bringen den Modehandel aussagekräftige Daten. Welche Artikeltrends gibt es? Was sind die Renner und Penner? Welche Produkte laufen beim Wettbewerb hervorragend, sind aber noch nicht Bestandteil des eigenen Sortiments? Welche Anpassungen sollten bei Konfektionsgrößen, Sortiments- oder Farbanteilen vorgenommen werden?

Veröffentlicht am 01.04.2022

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Erfolgsrezept Datenanalyse

Wie können Daten dem Modehandel in der aktuellen Situation helfen?
Fundiert agieren statt immer nur reagieren – in diese Position bringen den Modehandel aussagekräftige Daten. Welche Artikeltrends gibt es? Was sind die Renner und Penner? Welche Produkte laufen beim Wettbewerb hervorragend, sind aber noch nicht Bestandteil des eigenen Sortiments? Welche Anpassungen sollten bei Konfektionsgrößen, Sortiments- oder Farbanteilen vorgenommen werden? Auf Basis gesicherter Daten, wie sie unser in der Branche einzigartiger Datenpool bereitstellt, können Händler frühzeitig Entwicklungen erkennen, den Bestand optimieren, die Abschriften steuern und Nachorders platzieren. Die optimale Aussteuerung der Sortimente während der Saison funktioniert nur mit qualitativ hochwertigen Daten. Dasselbe gilt für die Planung.

Welche Daten erhebt h + p, und was machen Sie mit ihnen?
In unsere Benchmarking-Plattform fließen Daten von über 900 Mode-POS in der DACH-Region ein, die zusammen mehr als 7,5 Mrd. Euro Einzelhandelsumsatz repräsentieren. Konkret handelt es sich um die warenwirtschaftlichen Daten inklusive der Plandaten sowie um Kosten-, Leistungs-, Personal- und Stammdaten. Daraus ermitteln wir alle relevanten Kennzahlen. Zudem betreiben wir ein Kundenkartenportal, das das Kaufverhalten von über 2,8 Mio. Konsumenten abbildet. Das ermöglicht regionale Potenzial und Warenkorbanalysen und darauf abgestimmt nicht nur einen passgenaueren Einkauf, sondern auch ein (kosten-) optimiertes und automatisiertes Marketing.

Stöhnt nicht jedes Unternehmen, das über eine eigene IT verfügt, ohnehin schon über ein Zuviel an Daten und Kennzahlen, die regelmäßig angesehen und analysiert werden wollen?
Ja, das stimmt. Die marktstarken Händler treffen Ihre Entscheidungen jedoch immer mehr daten- und faktenbasiert, weil sie wissen, dass genau das die Profitabilität steigert. Gerade unsere Analysen lassen die Profithebel schnell erkennen. Unser Erfolgsrezept liegt in der intelligenten und intuitiven Aufbereitung, dem Dashboarding der Daten, die verschiedene Datenquellen anwenderorientiert verknüpft.

Was kann man in Zeiten so großer Unsicherheit aus vergangenheitsbezogenen Daten tatsächlich lernen?
Wir konnten in der Pandemie beispielsweise früh erkennen, dass die Stilgruppen Modern und Trendy durchstarten und Premium deutlich besser performte als Mainstream. Jüngst erfreuen sich auch anlassbezogene Kleidungsstücke wie Kleider extremer Beliebtheit. Momentan verlangt der Markt zudem erkennbar nach Farbe. Gerade den Endkunden ins Visier zu nehmen und tiefgehend zu analysieren hat sich in der Pandemie als Schlüssel zum Erfolg herausgestellt. Denn nur mit dieser aktiven Datenanalyse konnten A-Kunden zielgerichtet angesprochen werden. Unsere Daten liegen übrigens größtenteils auf Tagesebene vor, sodass die Analysen keinesfalls als historisch angesehen werden können.

Was sind laut Ihren Kennzahlen aktuellen die drängendsten Probleme der Modebranche?
Natürlich geht es aktuell vorrangig darum, die Liquidität zu sichern. Daher haben wir unsere Geschäftstätigkeit um den Bereich strategische Restrukturierung ergänzt. Darüber hinaus zeigt sich: Es gibt zu viel Fashion-Fläche. Höhere Beschaffungskosten bringen die Notwendigkeit mit sich, sich mit dem Preisniveau zu beschäftigen. Dem stationären Retail raten wir dazu, unbedingt mit genügend Personal auf der Fläche aktiv zu sein und seinen USP auf diese Weise zu stärken.

Viele Unternehmen hatten für 2022 mit einer Erholung von den Rückschlägen der Corona-Pandemie – sprich mit Umsätzen über dem Niveau von 2019 – gerechnet. Ist das mit dem heutigen Wissensstand realistisch?

Für die ersten Monate 2022 sehen wir, dass die Umsätze teilweise deutlich unter dem Niveau des Jahres 2019 liegen, jedoch durchaus die Planzahlen treffen. Spannend wird es ab April beziehungsweise Mai, denn ab diesem Zeitpunkt 1/2 quer 230 x 150 planen viele Händler eine Rückkehr der 2019er-Umsätze, was wir tatsächlich für anspruchsvoll halten. Die Stückzahlen werden, so unsere Prognose, deutlicher zurückgehen und dies wird nur teilweise durch höhere Durchschnittspreise abgefangen werden können.

Welche entscheidenden Unterschiede sehen Sie in Ihren Daten eigentlich zwischen dem Modehandel in Österreich und jenem in Deutschland
Insgesamt laufen die Märkte Österreich und Deutschland relativ parallel. Die Unterschiede liegen im Detail: Österreicher mögen es oft modisch geschmückter. Ebenso variiert die Relevanz und Performance einiger Marken. Aufgrund der Ballkultur hat die Anlassmode in Österreich einen höheren Stellenwert, die Abteilungen sind kompetenter. In den Sportsegmenten liegt der Schwerpunkt in Österreich naturgemäß auf Outdoor und Ski. Last, but not least ist der Umgang mit Reduzierungen anders als in Deutschland.

Welche Dienstleistungen bieten Sie abseits des Benchmarkings noch an?
hachmeister + partner bietet umfängliche Consulting-Leistungen für den Mode-, Sport- und Schuhfachhandel an. Das kann projektbezogen, aber auch in Form eines dauerhaften Mandats sein. Das Themenspektrum reicht von der Entwicklung von Flächen- und Retailformaten, der Organisation der IT, der Inszenierung, dem Teambuilding bis hin zur individuellen, ganzheitlichen Konzeptionierung. Aktuell unterstützen wir beispielsweise viele Unternehmen auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit.

Österreichische Textilzeitung, Manuel Friedl: Erfolgsrezept Datenanalyse (11. April 2022)

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