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TextilWirtschaft: "Es gibt noch Luft für weitere Reduzierungen"

Was an Herbst/Winterware kommen sollte, ist jetzt eigentlich auch auf den Flächen angekommen. Doch wie steht es um den Abverkauf und welche ersten Learnings lassen sich für die nächste Saison ziehen. Ein Gespräch mit Ole Schartl, Partner bei hachmeister + partner, im Rahmen des Projekts "Herbstsaison der Zukunft".

Veröffentlicht am 20.12.2024

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"Es gibt noch Luft für weitere Reduzierungen"

Was an Herbst/Winterware kommen sollte, ist jetzt eigentlich auch auf den Flächen angekommen. Doch wie steht es um den Abverkauf und welche ersten Learnings lassen sich für die nächste Saison ziehen. Ein Gespräch mit Ole Schartl, Partner bei hachmeister + partner, im Rahmen des Projekts "Herbstsaison der Zukunft".


TextilWirtschaft: Herbst/Winter 2024 ist eigentlich schon vorüber, zumindest mit Blick auf die Wareneinsteuerung. Oder?

Ole Schartl: Ja, bis auf 1 bis 2% ist die H/W-Ware ausgeliefert. So war es auch schon den Vorjahren.

Was befindet sich jetzt noch auf den Flächen?
Insgesamt ist der Bestand (in Stück) auf Vorjahresniveau, was in Anbetracht des zum Vorjahr sehr vergleichbaren Umsatzvolumens erstmal passend ist. Nur auf Herbst/Winterware bezogen, liegt der Bestand 2% unter dem Vorjahr. Über die Sortimente fällt das ähnlich aus. In der HAKA etwa ist der Bestand an Herbst/Winterware 3% geringer als im Vorjahr. Die Frage ist ja immer, wie viel Bestand ist eigentlich richtig? Bei der Menswear haben wir nur eine LUG von 2,2, d.h. es ist gut, dass wir unter Vorjahr liegen, dennoch ist der Bestand in Relation zum Umsatz für Fashion zu hoch.

Welche Produktgruppen haben in dieser Saison bisher gut funktioniert?

Im Vorjahresvergleich waren es in der DOB: Jacken, Strickwaren und Sweat-Shirts und die Hosen. In der HAKA: Bei Herren: Mäntel, Strickwaren und Casual-Hosen.

Welche Stilgruppen haben gut funktioniert?
Modern Mainstream und Modern Premium haben sich bei den Herren umsatzmäßig gut entwickelt. Bei den Damen sieht es ähnlich aus, hier liefen Modern Mainstream und Modern Premium gut.

Was ist bisher nicht gut gelaufen?
In der HAKA vor allem die Konfektionsbereiche mit Anzügen und Baukastenartikeln sowie Sakkos und Cityhemden. In der DOB waren es vor allem Kleider, Blazer und Blusen, die zum Vorjahr schwach in der Umsatzentwicklung waren.

Worauf führen Sie diese negative Entwicklung zurück?
Bei Herren vor allem auf das starke Vorjahr mit den Nachholeffekten nach Corona. Das gilt auch für Kleider und Blazer in der DOB.

Wie sieht es insgesamt mit dem Abverkauf der Saisonware im Vergleich zu den Vorjahren aus?
Per Ende 50. Woche ist das Abverkaufsniveau ähnlich wie im Vorjahr bzw. ganz leicht schwächer. Bei der Womenswear liegt die Abverkaufsquote der Saisonware bei circa 62%, in der Menswear ist sie bei ca. 53%. Es ist also noch genug Ware da, für die letzten zwei Dezember-Wochen und Januar/Februar.

Welche Rolle hat der Preis im bisherigen Saisonverlauf gespielt?
Der Preis ist im Vorjahresvergleich fast konstant bzw. lag der Anstieg bei unter 1%. In der Kinder-Bekleidung ist der Durchschnittspreis in den vergangenen drei Monaten sogar um 2,9% zurückgegangen im Vergleich zum Vorjahr. Dabei sind in allen Bereich die Preisabschriften nicht gestiegen, d.h. man kann von einer Preisakzeptanz der Verbraucher sprechen, insbesondere bei Damenbekleidung, weil dort die Stückentwicklung seit September im Vorjahresvergleich deutlich positiv ist.

Wie wichtig war der Black Friday in diesem Herbst/Winter?
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Für einen fairen Langfristvergleich beziehe ich mich auf die Entwicklung der Stückzahlen. Im Vergleich zu 2023 sind die Stückzahlen in der Black Week leicht gestiegen (plus 2%). Im Vergleich zu den Jahren 2018 bis 2022 ist die Stückentwicklung insgesamt aber rückläufig.
Betrachtet man die Entwicklung in den drei Wochen - also die Woche vor dem Black Friday, die Black Week und die Woche nach dem Black Friday - dann ist der Zuwachs im Vergleich zum Vorjahr noch deutlicher (plus 5%), aber in der Langfristbetrachtung zeigt sich auch hier eine rückläufige Entwicklung.

Interessanterweise waren in diesem Jahr die Premiumbereiche besonders gut, in der Entwicklung zum Vorjahr plus 5%. In der Drei-Wochen-Betrachtung sogar plus 8% zum Vorjahr. Es scheint, als ob der Handel gerade den hochwertigen Schnäppchenjäger angezogen hat.

Hat der Handel noch Luft für weitere Reduzierungen?
Die Preisabschriften sind bisher konstant zum Vorjahr und im Langfristvergleich sogar rückläufig. Allerdings wird der daraus resultierende Ertrag auch benötigt, um die gestiegenen Kosten zu decken. Also "Ja, es gibt noch Luft", zumindest in Bezug auf ein normales Reduzierungsverhalten wie im Vorjahr. Allerdings sollte gezielt reduziert werden, um die Rendite nicht zu gefährden.

Was lässt sich jetzt schon für Herbst/Winter 2025/26 mitnehmen?
Herbst/Winter 2024/25 war aus meiner Sicht zum einen eine Saison der Normalisierung, der gesamte Verlauf hatte kaum nennenswerte Ausschläge bzw. Ausschläge aus dem vergangenen Jahr wurden geglättet. Auf der anderen Seite wurden Modetrends vom Handel gut für die Verbraucher heraus gearbeitet und sie haben auch funktioniert, wie z.B. in der Womenswear die neuen Hosenformen mit wertigem, lässigem Strick kombiniert.

TextilWirtschaft, Aziza Freutel: "Es gibt noch Luft für weitere Reduzierungen" (Freitag, 20. Dezember 2024)

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