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"Detailanalysen auf Artikelebene zeigen, dass viele Hersteller bemüht sind, ihre Eckpreislagen zu halten und dass der Konsument nicht jede Preissteigerung ohne zusätzliche Mehrwerte akzeptiert", sagt Uwe Seibicke mit Blick auf den Start in die Herbstsaison.
Veröffentlicht am 20.09.2023
Uwe Seibicke von der Unternehmensberatung Hachmeister + Partner spricht im TW-Interview über den Start in die Herbstsaison sowie darüber, welche Stilgruppen gefragt sind und worauf bei der Preissetzung zu achten ist.
TextilWirtschaft: Neben der Hitze gab es auch schon kühlere und herbstlichere Tage. Was sind die ersten Herbst-Topseller?
Uwe Seibicke: In den ersten Wochen von H/W konnten in der DOB Hosen, Strickwaren und Outdoor gut zweistellig zulegen. In der HAKA gewannen insbesondere die Sakkos und Hemden sowie Strickwaren sehr gut zweistellig dazu. Auch Outdoor ist gut angelaufen.
Wie haben sich die weiteren Kennzahlen entwickelt?
Der Umsatz zu 2022 hat sich insgesamt positiv entwickelt. Wesentlicher Treiber ist dabei der durchschnittliche Verkaufspreis. Denn die LUG hat sich auf Zwölf-Monatssicht in allen Warenbereichen verschlechtert, was mit erhöhten Beständen zusammenhängt. Im Umkehrschluss heißt dies, dass der Handel bessere Ergebnisse erwartet hatte und der Wareneinsatz mit dem Umsatz nicht in einer optimalen Relation steht.
Schauen wir uns die Kundenwertschöpfung an, so verlieren die Händler sowohl bei der Anzahl der Kauftage als auch bei den Teilen pro Bon. Die Steigerungen der Durchschnittspreise über alle Sortimente können diese Entwicklung noch auffangen, da die Ausgaben pro Kunde steigen. Erfreulicherweise ist zudem die Conversion Rate in den vergangenen zwei Monaten wieder angestiegen.
Wie sah die Entwicklung ganz konkret im h + p-Kreis im August aus? Und wie sieht es aufgelaufen aus?
Den August hat unser Kreis mit plus 2,7% abgeschlossen, aufgelaufen liegt er bei 6,6% über Vorjahr. Diese positive Entwicklung können wir für fast alle Sortimentsbereiche sehen. Im Vergleich zu 2019 fällt das Ergebnis allerdings nicht so positiv aus. Aufgelaufen liegen wir bei einem kleinen Minus (minus 0,8%). Der August war allerdings schlechter (minus 3,4%). Von dieser Entwicklung besonders betroffen ist die KOB. Schuhe konnten sich sowohl im Vergleich zu 2019 als auch zum Vorjahr positiv absetzen.
Zeigt sich beim Wareneingang eine rückläufige Entwicklung?
Über alle Stilgruppen legten die Wareneingänge per Ende August einstellig zu und werden mit zweistelligen Umsatzzuwächsen zum Vorjahr belohnt. In der DOB gilt dies für fast alle Stilgruppen. Best Performer ist Modern Classic Mainstream (plus 19,6%) und Classic Mainstream (plus 42,6%). Deutlich schlechter performen nur die Stilgruppen Classic Premium (minus 36,2%) und Design (minus 16%).
In der HAKA haben wir eine ähnlich positive Entwicklung. Best Performer sind hier Modern Classic Premium (plus 29,2%) und Classic Premium (plus 30,9%). Beide Stilgruppen sind stark konfektionsgetrieben. Negativ ist auch hier die Design-Stilgruppe (minus 14,2%). Modern Mainstream performt hingegen nur leicht über Vorjahr.
Was sind aktuell die größten Herausforderungen für den Modehandel?
Steigende Energie- und Personalkosten sind weiter zentrale Themen. Trotz erheblicher Lohnsteigerungen bleibt der Einfluss der Inflation hoch. Das ist nicht konsumfördernd. Die unsicheren Zukunftsaussichten belasten zudem die Konsumlaune. Im Ergebnis reichen Umsatzzuwächse zum Teil nicht aus, um die steigenden Kosten zu kompensieren. Daher steht für den Handel weiter der Zugang zum Kunden und dessen Wertschöpfungssteigerung fürs eigene Unternehmen im Vordergrund.
Den Mitarbeitern auf der Fläche kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Hier braucht der Handel neue, attraktive Modelle, um die Kern-Service-Leistung auch künftig erbringen zu können. Dauerbrenner ist das Warenertragsmanagement zur Optimierung der Profitabilität. Von Bedeutung ist hierbei, den Ertrag durch Prozesse und eine optimierte Steuerung zu verbessern sowie Ware bedarfsgerecht zu planen und einzusteuern.
Was erwarten Sie für das vierte Quartal und den Jahresabschluss?
Das Jahr verlief umsatztechnisch für die Händler in unserem Panel bisher ordentlich und wir bewegen uns auf einem guten einstelligen Plus zum Vorjahr, wenn auch auf niedriger Vorlage. Nun steht die wichtige Herbstsaison an. Die hohen Temperaturen in den ersten Tagen des Septembers waren eher kontraproduktiv für den Kauf von Herbstware. So markiert die 36. Woche mit minus 21% den höchsten Umsatzrückgang seit Jahresbeginn.
Lediglich Damenwäsche konnte mit pari abschließen, jedes andere Sortiment hat ein Minus verzeichnet. Hinzu kommt die bereits genannte Herausforderung der Kaufzurückhaltung. Daher wird das Plus zum Vorjahr vermutlich noch etwas weiter abschmelzen. Zum Jahresende gehen wir bei den erfolgreichen mittelständischen Händlern jedoch weiter von einem mittleren einstelligen Plus aus.
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