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Frank Ganzasch, Hachmeister + Partner, über die starke Belastung des Handels und gefragte Warengruppen.
Veröffentlicht am 11.02.2022
TextilWirtschaft: Hunderttausende Neuinfektionen am Tag, Omikron nimmt immer mehr an Fahrt auf. Welchen Einfluss hat das auf den stationären Modehandel?
Frank Ganzasch: Die neue Virusvariante hat dem guten Start den Wind aus den Segeln genommen. Beginnend mit der 2. Woche – seitdem Omikron als vorherrschende Variante gilt – fallen die Vergleiche zum Vorvorjahr wieder deutlich schlechter aus. Der starke negative Einfluss lässt sich nicht zuletzt beim Rückgang der Frequenz sehen. Im Januar belief sich der Frequenzverlust auf 44% im Vergleich zu 2020.
Wie haben sich im Januar die wichtigsten Kennzahlen entwickelt?
Trotz des hohen Umsatzverlustes sind die Preisänderungen – bezogen auf den realisierten Verkaufspreis – stabil bei 30%. Die erzielte Kalkulation liegt immerhin 0,5 Prozentpunkte über dem Vorvorjahres-Niveau. Auffällig ist, dass im Trendy- und im Premium-Segment die Veränderungen der erzielten Kalkulation am höchsten ausfallen. Die Bestände liegen insgesamt 14% unter dem Niveau des vorvergangenen Jahres und sind damit sowohl hinsichtlich der Entwicklung als auch der absoluten Bestandshöhe der niedrigste Wert der vergangenen zwölf Monate.
Wie haben sich die Online-Umsätze der Händler in Ihrem Panel entwickelt?
Der Online-Umsatz über Plattformen und eigene Onlineshops hat sich in unserem Panel wieder deutlich erhöht und liegt jetzt bei mehr als 80% über dem Wert des Vorvorjahres. Bei den Handelsunternehmen wird nach unserer Wahrnehmung jetzt intensiv über eine weitere Professionalisierung und damit stärkere Orientierung auf Profitabilität des Online-Vertriebs nachgedacht – Wachstum sollte profitabel erfolgen.
Was suchen die Kunden, die in die Läden kommen?
Zunächst einmal suchen sie Sportbekleidung und hier im Besonderen Outdoor- und Radsportartikel. Im Weiteren ist Wäsche stark nachgefragt, hier sehen wir vor allem Ersatzkäufe in der Tagwäsche. Von den Damen wurde im Wirkbereich vor allem nach Sweatjacken und Sweatshirts gesucht, das schlägt sich in einem Umsatzplus von knapp 25% zum VVJ nieder. Mit leichtem Abstand dann die Strickwaren. Bei der HAKA, die sich in Summe am schlechtesten entwickelt, lag der Fokus auf den gleichen Sortimenten, aber mit niedrigeren Preisabschriften.
Verschärft die Omikron-Situation die Abschriften-Situation?
Eine Verschärfung der Abschriftensituation lässt sich derzeit nicht wirklich erkennen. Hier zeigt sich wieder einmal, dass viele Modehändler inzwischen sensibler vorgehen, und nicht mehr pauschal reduzieren. Aber auch die schon genannten geringen Bestände verleiten nicht zum übermäßigen Reduzieren.
Immer mehr Bundesländer kippen die 2G-Regel im Handel. Führt das zu Umsatzimpulsen für den stationären Handel?
Das ist nicht erkennbar. Es gibt zu viele Diskussionen und Ankündigungen auf politischer Ebene und Unterschiede bei der Umsetzung in den einzelnen Bundesländern. Letztendlich ist der Kunde verwirrt und registriert zudem noch die hohen Infektionszahlen, die ein unbeschwertes Einkaufserlebnis verhindern.
Wie entwickelt sich die Order?
Hier sind sowohl von Hersteller- als auch Händlerseite positive Signale zu vernehmen, entsprechend ist die Stimmung als insgesamt gut zu bezeichnen. Das gilt sowohl für die Komplettanbieter als auch für die Produktspezialisten. Mode und neue Items scheinen von Händlerinnen und Händlern stärker gefragt zu sein.
Was sind Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für den stationären Modehandel in den kommenden Monaten?
Neben den vielen unveränderten Herausforderungen, wie Liquidität zu sichern, Umsatzrückgewinnung, die Kundenbindung weiter auszubauen und den Online-Kanal profitabler zu gestalten, gilt es dieses Jahr, die anstehenden Preiserhöhungen durchzusetzen und die Flächen neu – den veränderten Markterfordernissen entsprechend – zu strukturieren.
TextilWirtschaft, Azizia Feutel: Analyse von H+P: "Omikron hat den guten Start ausgebremst" (Freitag, 11. Februar 2022)
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