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TextilWirtschaft: "Umsatzgewinne kommen derzeit vor allem über höhere Durchschnittspreise"

"Waren die letzten Saisons stark durch 'trouble-shooting' geprägt, so geht es in dieser Saison vor allem ein Stück zurück zur 'Normalität'. Das bedeutet vor allem ein gutes Aussteuern der Nachorder bzw. NOS-Sortimente und ein weiterhin dosierter Einsatz der Preisabschriften", sagt Ole Schartl, Partner bei hachmeister + partner.

Veröffentlicht am 04.04.2023

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"Umsatzgewinne kommen derzeit vor allem über höhere Durchschnittspreise"

Die Läger sind gut gefüllt, die Frequenz aber noch nicht auf Vor-Corona-Niveau. Ein Gespräch mit Ole Schartl von hachmeister + partner über die Herausforderungen für die Warensteuerung angesichts kühler Temperaturen, die aktuelle Umsatzentwicklung und darüber, welche Produktgruppen derzeit am besten laufen.

TextilWirtschaft: Schnee und Eis haben die ersten Märztage geprägt. Was hat das für den Modeumsatz bedeutet?
Ole Schartl: 
Das Wetter ist kurzfristig gesehen immer ein Faktor, da die Frequenzen stark davon abhängig sind. Im Mehrwochen-Vergleich gleicht sich dies allerdings aus. So war der Umsatz in den ersten Märzwochen aufgrund der Wettersituation deutlich schwächer als in der Woche davor. In der 10. Woche hatten wir regional sehr unterschiedliche Wetterverhältnisse, in Summe führte das im H.I.T.-Kreis zu einer Umsatzentwicklung von plus 11,4% zum Vorjahr. Im Süden war es vielerorts bereits frühlingshaft, was auch die Umsätze positiv beeinflusste. So legten die Umsätze dort in der 10. Woche um 23,1% zu.

Wie hat der Modehandel den Februar abgeschlossen?
Im Februar fiel die Umsatzveränderung im H.I.T. (stationär) zum Vorjahr mit plus 16,4% weiterhin deutlich aus. Dabei fiel der Süden mit einer unterdurchschnittlichen Umsatzentwicklung von plus 11,0% auf, während bei den Hausgrößen die kleinen Häuser (Jahresumsatz weniger als 5 Mio. Euro) mit plus 11,8% im Vergleich zum Vorjahr am schwächsten performten. Wie bereits 2022 bleibt die HAKA der Wachstumstreiber, dort liegt die Umsatzentwicklung im H.I.T.-Kreis bei 25,9%. Trotz der positiven Entwicklung im Vorjahresvergleich schloss der Februar in Summe im Vergleich zu 2019 mit minus 6,4% ab.

Wie bewerten Sie die ersten zwei Monate des Jahres?
Trotz des schwierigen politischen und wirtschaftlichen Umfeldes in Deutschland sind die ersten zwei Monate in Summe ganz gut gelaufen im Vergleich zum Vorjahr. Insgesamt ist der H.I.T.-Kreis bei plus 21,5% zum Vorjahr. Der Lagerbestand ist im Vergleich zur Umsatzentwicklung mit plus 16,8% auf einem guten Niveau und die Preisabschriften sind leicht unterhalb des Vorjahresniveaus, was wirtschaftlich zu etwas höheren Roherträgen führt. Einer der Treiber der positiven Umsatzentwicklung bleibt nach wie vor der steigende Durchschnittspreis, da das Stückzahlplus deutlich geringer ausfällt.
Aus unserer Einschätzung besteht jetzt am Anfang der Saison noch kein erhöhter Nachorderbedarf, die positive Umsatzentwicklung in den ersten Wochen der Frühjahrssaison wurden von den Händlern in der Vororder bereits berücksichtigt. Wie bereits angemerkt, bleibt der H.I.T.-Kreis aber in den ersten Monaten noch immer deutlich unterhalb des 2019er Niveaus mit minus 6,5%, wobei regional der Nord-Ost-Bereich mit minus 5,0% zu 2019 deutlich besser abschneidet als die übrigen Regionen.

Wie ist aktuell das Verhältnis Neuware zu Altware auf den Flächen und im Absatz?
Im Verkauf hat Frühjahr-/Sommerware einen Anteil von ca. 25% in der Menswear, während die Winterware noch ca. 40% ausmacht, der Rest sind NOS-Sortimente. In der Womenswear startet die Saison wie immer früher bzw. schneller, dort sind die Verkaufsanteile der Frühjahr/Sommersaison bereits bei circa 36%. Die Bestandsanteile sind natürlich deutlich höher, in der Womenswear hat Frühjahr/Sommerware einen Bestandsanteil von etwas über 50%. Bei der Menswear ist der Bestandsanteil bei ca. 40%. Interessanterweise ist in der Menswear der Anteil der NOS-Ware in den ersten beiden Monaten 2023 deutlich gestiegen (plus 15%).

Wie sieht es mit der Lieferquote bei der neuen Frühjahrsware aus?
Die Lieferquote stellt aktuell kein Problem dar, waren die letzten Saisons stark von schwachen Auslieferungen der Marken geprägt, so hat sich in der aktuellen Frühjahrssaison dies wieder normalisiert. Sodass die Läger gut gefüllt sind mit aktueller Frühjahrsware.

Was suchen die Kundinnen und Kunden? Welche Sortimentsbereiche und Stilgruppen laufen besonders gut?
Die HAKA führt in den ersten beiden Monaten das Umsatzranking im Bekleidungsbereich an, die Kinderbekleidung ist dabei deutlich schwächer. Den letzten Platz im Ranking belegt die Herren-Wäsche. Die prozentual beste Entwicklung zum Vorjahr haben Schuhe mit plus 34%. Und auch hier sind die Herren Treiber der Entwicklung. Die sehr positive Entwicklung im Herrenbereich wird, wie schon in 2022, vor allem durch die Rückkehr der Business- und Anlassmode getrieben. Marken in diesen Bereichen erzielen die höchsten Wachstumsraten zum Vorjahr. Bei der Damenbekleidung sind es vor allem Modern Classic-Stilgruppen, die eine überproportional gute Umsatzentwicklung zum Vorjahr haben, dies gilt für die Mainstream-Preisbereiche wie für Premium. In den Warengruppen sind es in der DOB vor allem Blazer und die passenden Hosen die eine sehr gute Umsatzentwicklung verzeichnen. Und passend zu diesem Look wächst auch die Bluse stark.

Wie hoch ist der Bedarf an Ware zum Nachziehen? Wie hoch war die Orderquote für F/S 2023?
Aus unserer Einschätzung besteht jetzt am Anfang der Saison noch kein erhöhter Nachorder-Bedarf, die positive Umsatzentwicklung in den ersten Wochen der Frühjahressaison wurden von den Händlern in der Vororder bereits berücksichtigt. So sind die Wareneingänge im Januar und Februar 2023 z.B. in der Womenswear 6,8% höher als im Vorjahr und dies Stück-basiert.

Was sind besondere Herausforderungen in dieser Saison?
Waren die letzten Saisons stark durch Trouble Shooting geprägt, so geht es in dieser Saison vor allem ein Stück zurück zur "Normalität". Das bedeutet vor allem ein gutes Aussteuern der Nachorder bzw. NOS-Sortimente und ein weiterhin dosierter Einsatz der Preisabschriften. Wichtig für den Handel bleibt, die Frequenzen sind immer noch niedrig, das heißt Umsatzgewinne kommen vor allem über höhere Durchschnittspreise zustande. Die werden zum einen durch die richtige Gewichtung der höherpreisigen Segmente erreicht, zum anderen auch durch geringe Preisabschriften.

Auch die Preiserhöhungen der Marken in vielen Sortimentsbereichen tragen dazu bei. Dies muss am Markt, also gegenüber den Konsumenten, durchgesetzt werden. Es geht also darum, den Konsumenten einen Mehrwert, ein Einkaufserlebnis zu bieten, um so höhere Bons zu rechtfertigen.

TextilWirtschaft, Aziza Freutel: "Umsatzgewinne kommen derzeit vor allem über höhere Durchschnittspreise"(Mittwoch, 15. März 2023)

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